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Designlexikon
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Velde, Henry Clément van de

(*1863 Antwerpen, †1957 Zürich)

Der belgisch-flämische Architekt, Maler und Designer Henry van de Velde studierte von 1881 bis 1884 Malerei an der Académie des Beaux Arts in Antwerpen, von 1884 bis 1885 bei Carolus Duran in Paris. 1889 wurde van de Velde Mitglied der avantgardistischen Künstlervereinigung «Les Vingt». Nach einer kurzen Phase als nachimpressionistischer Maler wechselte er 1890 unter dem Einfluss der Theorien William Morris' zur Architektur und zum Kunsthandwerk über und entwarf seitdem zahlreiche Interieurs. Seit 1893 illustrierte er die Zeitschrift «Van nu en straks» und entwarf Schriften und Buchschmuck als Beitrag zum Jugendstil. 1901 wurde van de Velde künstlerischer Berater des Großherzogs von Sachsen-Weimar, von 1906 bis 1914 war er Leiter der Kunstgewerblichen Lehranstalten in Weimar, die er 1902 als Seminar initiiert hatte und aus denen später das Bauhaus hervorging.

1907 zählte van de Velde neben Hermann Muthesius, Peter Behrens, Bruno Paul und Richard Riemerschmid zu den Mitbegründern des Deutschen Werkbundes. Van de Velde emigrierte 1917 in die Schweiz, und zog 1921 in die Niederlande, wo er u.a. für das Ehepaar Kröller-Müller arbeitete und erste Entwürfe für das heutige Kröller-Müller-Museum in Otterloo zeichnete. 1925 gründete van de Velde in Brüssel das Institut Supérieure d'Architecture et des Arts Décoratifs, das er bis 1935 als Direktor leitete; gleichzeitig unterrichtete er Architektur an der Universität in Gent. 1937 und von 1939 bis 1940 entwarf van de Velde in Zusammenarbeit mit Victor Bourgeois und Léon Stijnen die belgischen Pavillons für die Weltausstellung in New York. Seit 1947 lebte Henry van de Velde wieder in der Schweiz.

Zu van de Veldes architektonischen Hauptwerken gehören das Haus «Bloemenwerf» in Uccle bei Brüssel (1892-95), die Innenausstattung des Karl-Ernst-Osthaus-Museums in Hagen (1900-02), das Werkbundtheater in Köln (1914), das Museum Kröller-Müller in Otterloo (1936-54) sowie die Universitätsbibliothek in Gent (1935-40). Als Innenausstatter gestaltete van de Velde das Tabakgeschäft der Habana Compagnie (1899), den Friseursalon «Haby» (1901) in Berlin sowie die Villa Hohenhof und Haus Springmann in Hagen, Haus Esche in Lauterbach/Thüringen, Haus Fröse in Hannover, Haus Türckheim und Haus Henneberg in Weimar.

Als Designer entwarf van de Velde Möbel, Gebrauchsgegenstände, Bucheinbände und Glas, die in ihrer neuen werk- und materialgerechten Prägung maßgeblich auf den Jugendstil einwirkten. Beim Möbelentwurf, meist parallel zu seinen Interieurdesigns, setzte er auf konstruktiven Aufbau, fein geschwungene Linienführung und ausgewogene Komposition der Elemente. Für sein Haus in Uccle entwarf van de Velde 1895 einen Esszimmerstuhl aus Eiche, der heute im Museum Bellerive in Zürich ausgestellt ist. 1896 richtete er für die Galerie «La Maison de L'art Nouveau» des Kunsthändlers Samuel Bing in Paris vier Ausstellungsräume ein. Für die Ausstellung der Münchner Sezession 1899 gestaltete er ein «Arbeitszimmer» mit Schreibtisch, Stühlen, Akten- und Grafikschrank und Paravent. Im Trondheimer Nordenfjeldske Kunstindustrimuseum ist heute van de Veldes Lehnstuhl aus Padukholz von 1899 zu sehen, der erstmals in der Pariser Galerie «La Maison Moderne» ausgestellt worden war. Der bequeme, harmonisch geformte Sessel hat einen Batikbezug des niederländischen Malers Jan Thorn-Prikker, der die Konstruktionsprinzipien des Möbels auf grafische Weise wiederholt. Im Jahre 1904 entwarf van de Velde einen Schaukelstuhl aus Mahagoni mit Lederpolsterung, heute ausgestellt im Museum für Kunsthandwerk in Frankfurt am Main. Für das Speisezimmer in Haus Esche in Lauterbach entwarf er 1908 Möbel aus weißem Schleiflack sowie eine große Anrichte mit zwei runden Glasvitrinen, Esstisch und -stühlen.

Henry van de Velde, der neben Möbeln auch Art-déco-Glas für die niederländische Leerdam-Company sowie Tapetenmuster entwarf, verfasste wichtige theoretische Schriften, z.B 1925 «Les Formules d'une esthétique moderne» und 1931 das Buch «Le nouveau style», das 1955 auf deutsch erschien. 1962 wurde seine Biografie «Geschichte meines Lebens» veröffentlicht. © Königsdorfer Medienhaus, Frechen (René Zey)

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