| Recyclingdesign Unter Recyclingdesign versteht man Entwürfe aus gebrauchten Materialien wie Altholz, Glas, Karton, PVC oder recycelten Werkstoffen – zum Beispiel Leuchten aus Vinyl-Schallplatten oder Wandregale aus alten Schubladen. Die Entwürfe behalten in der Regel die Beschaffenheit des ursprünglichen Materials, werden jedoch zu einem neuen Möbel. Die Wiederverwendung (Upcycling) verlängert den Lebenszyklus der Stoffe und schont die Umwelt (Nachhaltigkeitsfaktor). Recyclingmöbel haben seit Anfang des neuen Millenniums ihr muffiges Ökoimage verloren und sind vom Nischenprodukt zu einem Wachstumsmarkt geworden. Vor allem junge Designer und studentische Arbeitsgruppen haben die Produktpalette vergrößert und über Plattformen wie «Dawanda» und «Zweitsinn« neue Vertriebswege erschlossen. «Zweitsinn» ist das Label der «ecomoebel GmbH», die aus dem Forschungsprojekt «Wiederverwendung von Möbeln als Beispiel der regionalen Kreislaufwirtschaft» am Institut für Umweltforschung (INFU) der TU Dortmund heraus gegründet wurde. In diesem Portal werden ausschließlich Produkte angeboten, die aus Altmaterialien hergestellt wurden. Dahinter steckt ein Netzwerk aus Zweckbetrieben, in denen gebrauchte Waren aufbereitet und angeboten werden, u.a. der Herforder «Arbeitskreis Recycling e.V. (AKR)», aber auch Entsorger, Handwerker und private Firmen. Der AKR verleiht seit 2007 den «Recycling Designpreis». 2013 zeichnete die Jury zum Beispiel den Hamburger Designer Henry Baumann für sein Projekt «130» aus: eine Entwicklung aus Obstkisten, aus der Gebrauchsgegenstände wie Sitzbänke, Leuchten und Tische entstanden. Außerdem würdigten die Juroren Daria Wartalska für ihr aus Altglasflaschen entwickeltes Projekt «Recycling set, tableware». Stephan Boltz (*1978) und Valentin Hartmann (*1979), Absolventen der Möbelfachschule Köln, experimentierten mit gebrauchten Trolleys aus der Luftfahrtindustrie, wie sie in den Galleys der Flugzeuge zu finden sind, und gaben ihnen einen neuen Look. Inzwischen verarbeitet ihre Firma «Bordbar» mehrere hundert Trolleys im Jahr. Auch Piet Hein Eek, ein niederländischer Möbeldesigner, kam aus ästhetischen Gründen zu Recyclingdesigns. Er hatte die faszinierende Oberfläche von wettergegerbtem Holz im Sinn, als er seine ersten Patchworkmöbel und später seine «Planken-Tapete» entwarf. Marc Rexroth verwendet für seine Regale das Holz gebrauchte Einwegpaletten oder Mischhölzer (Mahagoni, Louro Gamela u.a.), die ein renommierter Formel-1-Rennstall ursprünglich als Verpackungsmaterial für Motoren und Bauteile verwendete. Aussortierte Seesäcke verschiedener Armeen füllt er mit recycelten Styroporkugeln und Schaumstoffverschnitten und bietet das Riesenkissen «Sessio» in seiner 2011 gegründeten Firma «Reditum» an. Marc Rexroth verwendet für seine Regale das Holz gebrauchter Einwegpaletten oder Mischhölzer (Mahagoni, Louro Gamela u.a.), die ein renommierter Formel-1-Rennstall ursprünglich als Verpackungsmaterial für Motoren und Bauteile verwendete. Aussortierte Seesäcke verschiedener Armeen füllt er mit recycelten Styroporkugeln und Schaumstoffverschnitten und bietet das Riesenkissen «Sessio» in seiner 2011 gegründeten Firma «Reditum» an. Sebastian Nowakowski hat 2014 in Berlin mit Möbeln und Accessoires aus Europaletten ein florierendes Geschäft aufgebaut. Motto seines Online-Shops mit dem japanischen Namen «kimidori» («grüne Lebensenergie»): «Lebst du noch in den Tag hinein oder wohnst du schon nachhaltig?» Im Angebot sind Couch- und Beistelltische, Hocker, Stühle, Kästen zur Aufbewahrung von Dingen, Kommoden, Schubladensets, Rolltische mit Schubladen und Stehleuchten. Die Schweizer Brüder Markus und Daniel Freitag entwickelten bereits 1993 einen «Messenger Bag» aus gebrauchten Lkw-Planen, ausrangierten Fahrradschläuchen und Autogurten. So entstanden ersten «FREITAG Taschen« – jede rezykliert, jede ein Unikat. Aus der ersten Kuriertasche «F13 TOP CAT» ist inzwischen ein alle Tragbedürfnisse abdeckendes Sortiment entstanden – von Smartphone- und Laptophüllen über Einkaufs- und Handtaschen, Rucksäcken in verschiedenen Größen bis zu Haute Maroquinerie aus Vintage-Lkw-Planen. Werner Aisslinger bestückte 2014 das Berliner Designerhotel «25hours» nahe dem Bahnhof Zoo mit Euro-Paletten, die direkt vom Baugelände weg verarbeitet wurden. Die 150 Zimmer haben offene Decken, aus der Drähte und aluminiumummantelte Rohre ragen. Im Veranstaltungsraum zieht sich eine meterlange Palettenkonstruktion die Wand entlang, in deren Lücken Pflanzen und Kräuter so angebracht sind, dass sie sich beim Wachsen und Wuchern ineinander verknoten. Aisslinger schwärmt vom «Charme des Unfertigen» im «25hours». Die Wiener Architekten Gregor Pils und Andreas Claus Schnetzer haben in einer Township in Südafrika sogar ein ganzes Haus aus Paletten errichtet. Die «Welt» schrieb dazu: «Sie entwickelten ein simples Stecksystem, die Paletten so ineinander zu verhaken, dass mehrere Bögen nacheinander entstehen. Die Palettenhäuser sind dann nur noch mit Strom- und Wasseranschlüssen zu versehen. So schnell, so günstig und auf so ökologische Weise konnte in der Township das Wohnproblem behoben werden.» © Königsdorfer Medienhaus, Frechen (René Zey) | | | | | | | | | | | | | |